Bautrends 2021: Wie wir künftig wohnen

 

 

Der rücksichtsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen und neue, intelligente Wohnmodelle werden das zukünftige Bauen und Modernisieren prägen. Baufamilien und Wohneigentümergemeinschaften gehen schon heute neue Wege. 

 

Beim Bauen stellt sich heutzutage nicht mehr nur die Frage, ob überhaupt eine eigene Immobilie infrage kommt, sondern auch das „Wie“ gewinnt an Bedeutung. Wie wird das Eigenheim realisiert? Welche Materialien kommen zum Einsatz? Oder welche Bauweise wird bevorzugt? Wie leben die Bewohner unter dem gemeinsamen Dach zusammen? Es lohnt sich daher, einen Blick auf die aktuellen Bautrends zu werfen. 

An einem Strang ziehen

Nicht mehr auf eigene Faust aktiv werden, sondern gemeinsam modernisieren. Die Novelle des Wohneigentumsgesetzes vom Dezember 2020 könnte einen kräftigen Sanierungsschub auslösen – wenn Verwalter und Eigentümer an einem Strang ziehen. Denn es erleichtert die Abstimmungsverfahren innerhalb der Gemeinschaft und räumt Verwaltern mehr Rechte ein. In vielen Wohneigentümergemeinschaften herrscht Sanierungsstau – trotz vorhandener Instandsetzungsrücklagen. Was fehlt ist oft ein tragfähiger Modernisierungsplan. Bislang scheiterten viele, selbst dringende Sanierungsvorhaben am Zusammenspiel von untätigen Verwaltern, fehlender Expertise und sperrigen Wegen zu Mehrheitsentscheidungen.

Ein knappes Viertel der Wohnungen in Deutschland liegt in Gebäuden, die Wohnungseigentümergemeinschaften gehören. 70 Prozent dieser Wohnungen sind jedoch unsaniert. Sie bieten damit ein stattliches Potenzial, den Gebäudeenergieverbrauch in Deutschland zu reduzieren. Unter den Besitzern von Eigentumswohnungen und baugleichen Reihenhäusern wächst daher die Erkenntnis, dass sich gemeinschaftlich betriebene Sanierungen auszahlen. Mit kompetenten Verwaltern an ihrer Seite können sie als Einkaufsallianzen bessere Preise aushandeln, sich die Kosten für Architekten und zertifizierte Berater teilen und staatliche Förderung erhalten. Nach Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur dena lassen sich mit einer optimal sanierten Immobilie in 20 Jahren über 100.000 Euro Energiekosten einsparen.

TIPP: Suchen Sie für Ihre Modernisierung ganz gezielt nach einem Bauunternehmen, das durchdachte Konzepte für Gemeinschaftssanierungen anbietet.

Ressourcen schonen

Beim Bauen geht es in Sachen Klimaschutz meist um energetische Sanierungen, innovative Heiztechnik, Fenstertausch und Wärmedämmung. Doch auch das Recycling von Baustoffen trägt zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft bei. Laut einer Umfrage der BHW Bausparkasse teilen viele Deutsche die Forderung nach ressourcensparendem Bauen. 60 Prozent sprechen sich dafür aus, beim Bauen ausschließlich recycelte oder recycelbare Baustoffe zu verwenden. Und 40 Prozent plädieren für eine höhere Besteuerung von nicht recycelbaren Materialien. Noch verbraucht der Bau eines mittelgroßen Einfamilienhauses beispielsweise allein 200 Tonnen von der inzwischen weltweit knappen Ressource Sand. Durch konsequentes Recycling von Baustoffen und die dadurch vermiedenen Transporte könnten enorme Mengen an Treibhausgasen eingespart werden. Über vier Millionen Tonnen CO2 stößt allein das Baugewerbe in Deutschland jährlich aus. 56 Prozent der Deutschen würden laut der BHW Umfrage sogar Mehrkosten für Baustoffe aus Recycling in Kauf nehmen. Statt Stein- und Glaswolle zu verarbeiten, greifen viele heute schon zu nachwachsenden Werkstoffen wie Jute, Zellulose oder Holzfaser.

Teilen und wohnen

Die Zahl der Single-Haushalte nimmt in Deutschland - vor allem in den Großstädten - seit Jahren ständig zu. Der klassische Familienverbund in der Vier-Zimmer-Wohnung wird vielerorts zur Minderheit. Viele dieser Singles sind Rentner und sehnen sich nach mehr Gemeinschaft. Deshalb könnte das „Cluster-Wohnen“ zum Trend werden – ein neues funktionales Modell zum preiswerten und kreativen Wohnen. Dabei hat jeder Bewohner Rückzugsmöglichkeiten im eigenen Zimmer, inklusive Bad und Teeküche. Kommunikation, Kochen und Essen finden in flexibel geschnittenen Gemeinschaftsräumen statt. Der private Raum wird reduziert, dafür werden die Gemeinschaftsflächen größer angelegt. Offene Grundrisse sparen in der Stadt teure Wohnfläche. Diese neue Form städtischen Wohnens könnte in Zeiten von Raummangel und steigenden Mietpreisen auch bei den Jungen zunehmend Freunde finden.

Alles smart

Eine der wichtigsten technischen Entwicklungen der heutigen Zeit ist die Hausautomation. Sie wird die Zukunft des Bauens nachhaltig verändern. In einem Smart Home ist alles, was elektrisch funktioniert, über eine Zentrale verbunden und kommuniziert miteinander. Durch diese Vernetzung sind automatisierte Prozesse möglich, die die Bewohner mithilfe einer App auf dem Smartphone oder einem Tablet fernsteuern können. Das ist  komfortabel, sicher und darüber hinaus auch nochenergieeffizient. Die Beleuchtung reguliert sich beispielsweise nach Tageslicht oder Wetterlage, die Heizkörperthermostate sind von unterwegs steuerbar, Türen und Fenster sind mit einem Fingerabdruck-Scanner gesichert und das Smartphone liefert Live-Bilder von der Überwachungskamera. In Deutschland steckt dieser Trend allerdings noch in den Kinderschuhen. Viele Bauherren sorgen sich um die Sicherheit ihrer Daten oder fürchten, mit den technischen Ansprüchen eines Smart Homes überfordert zu sein.

Unter Druck

Die 3D-Technologie entwickelt sich in rasantem Tempo. Computergestützte Druckverfahren tragen dazu bei, dass sich vieles schneller und kostengünstiger produzieren lässt. Dieser Trend ist auch in der Baubranche längst angekommen. Immer mehr neue Anbieter entwerfen Rohbauten am Bildschirm und drucken sie dann mit einem 3D-Drucker aus – in einem Stück. Während des Druckprozesses bauen Roboterarme Schicht für Schicht die Baumasse auf. Fenster, Isolierung und Dach müssen dann Handwerker noch manuell einsetzen.